Crossmedia bei der Rheinischen Post: Die Sache mit dem Sport.

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Wie in vielen Redaktionen wurde der Online-Bereich der Rheinischen Post 1996 unabhängig von der Printredaktion konzipiert und dann auch so geführt. Das sieht heute anders aus. Auch hier ist die Richtung klar: Online und Print sollen näher zusammenrücken, räumlich und gedanklich.

Den Elfenbeinturm verlassen

Im Gespräch mit Marc Hippler und Oliver Havlat wird klar, dass es manchmal einfach, aber mühselig sein kann, zum Beispiel indem man sich die Mühe macht, auch als Onliner den Weg in die einzelnen, kleineren Lokalredaktionen anzutreten, einfach mal „Hallo“ zu sagen und damit Online ein Gesicht zu geben. Hätte ich nicht schon fast missionarisch gebloggt, wie wichtig ich diesen Faktor Mensch für crossmediale Arbeit halte, ich könnte doch glatt schon wieder davon anfangen. Aber anderes Thema …

 Oliver Havlat, Redaktionsleiter bei RP-Online und Marc Hippler, Chef vom Dienst bei RP-Online

Oliver Havlat, Redaktionsleiter bei RP-Online und Marc Hippler, Chef vom Dienst bei RP-Online

Erstaunlich übrigens, dass die Crossmediale-Zusammenarbeit beim Sport immer besonders gut klappt, auch bei der Rheinischen Post. Vielleicht aber auch gar nicht so erstaunlich. Marc und Oliver haben da eine gute Erklärung:

1. Besondere Arbeitszeiten und -abläufe

Sport findet oft nicht im Tagesgeschehen statt. Sportereignisse halten sich an keinen Redaktionsschluss, und so kommt es nicht selten vor, dass Sportredakteure unabhängig von Print, TV, Radio oder Online am Ende des Tages die sind, die noch zusammen die Spätschicht stemmen. Das schafft ein Wir-Gefühl. Im Idealfall brennen diese Redakteure auch noch für den Sport und werden selbst um fünf vor zwölf in der Nacht nicht müde, drüber zu sprechen.

2. Sport ist unmittelbar

Dass Sport immer so aktuell wie nur möglich sein sollte, stellt wohl kaum einer infrage. Deswegen gibt es hier auch keine Diskussion um das wichtigere Medium oder darüber, ob Online First nun sinnvoll ist oder nicht. Sport passiert in Sekunden, und der sensationelle Pass in der ersten Halbzeit ist eine gute Überbrückung für die Halbzeitpause, aber in der Nachberichterstattung schon weniger spannend. Das stellt die Frage in den Hintergrund, ob nun das Kernprodukt die Information als erstes bringen sollte – oder die Online-Kanäle. Twitter, Liveticker etc. sind wie geschaffen für den Sport.

Damit das Pferd auch mal wieder in einen Anderen Zusammenhang als Lasagne gesehen wird! CMCoolidge, Flickr, CC BY 2.0

Das ist auch Sport! Kein Lasagne! (Bild: CMCoolidge, Flickr, CC BY 2.0)

Soweit die Erklärungen von Marc und Oliver. Aber je länger ich über die Sache nachdenke, desto mehr schließt sich für mich noch ein dritter Punkt an, der die crossmediale Arbeit im Sport beflügelt:

3. Sport ist immer emotional

Wir treffen uns mit Freunden in Kneipen, schleppen im Sommer unseren Fernseher auf den Balkon oder in den Garten, um dort mit Bier und Freunden unseren Lieblingssport zu gucken. Wir schreien, feuern an, beschimpfen, kommentieren und diskutieren. Kurzum: Wir wollen uns mitteilen! Und da sind wir auch schon im sozialen Netzwerk, der Welt von Twitter, Facebook und Co., dem virtuellen Stammtisch.

Sportereignisse machen es einfach verdammt logisch, alle Ausspielwege zu nutzen, die da sind. Je schneller, desto besser! Und das Schöne ist: Wir langweilen online noch nicht einmal jemanden damit. Die Leute entscheiden sich ja freiwillig dafür, den Liveticker oder den virtuellen Stammtisch zu besuchen. Das ist schön, wenn man überlegt, dass man beim Sport im Radio zum Beispiel immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung machen muss: Ohne Sport geht nicht, ab wie viele Hörer schalten beim Sport weg?

Kopfrauschen

Ist das wirklich nur eine Besonderheit beim Sport, dass dort das Crossmediale so gut funktioniert – oder ist das nicht bei jedem Ereigniss so, das von Aktualität lebt? Auch Wahlen oder andere besondere Ereignisse sind Teamarbeit – und am Ende des Tages geht man aus der Redaktion geht und denkt: Ja, das haben wir gut gemacht! Wir haben Energien gebündelt! Wir waren aktuell und schnell! Und jetzt sind wir alle müde, bestellen noch schnell Fast Food und klopfen uns gegenseitig auf die Schulter!

Auf diese Erkenntnis trinke ich ein Pils und freue mich darüber, dass heute Fußball läuft.

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