LocalWebConference 2013: Zeit für ein Gespräch mit Lutz Knappmann von Süddeutsche.de

Ein langer Tag am Mittwoch auf der Local Web Conference 2013 in Nürnberg. Mir rauscht immer noch das Köpfchen. Könnte auch am akuten Schlafentzug liegen. Hab mir aber was gemerkt:  Das World Wide Web soll lokal sein! – behaupten jedenfalls alle Referenten und viele Statistiken sprechen dafür. Zum Glück kann man sich die vielen spannenden Beiträge nochmal Zuhause in hömopatischen Dosen genehmigen und zwar als Video-Podcast auf der Homepage der Local Web Conference.

Anderer schöner Nebeneffekt: Zeit zum Plaudern gefunden mit Lutz Kappmann, Stellvertretender Chefredakteur von Süddeutsche.de. Auf der Lokal Web Conference hat er über dieses Thema gesprochen: Näher dran – Lokaljournalismus im Web.

Lutz Knappmann: Stellvertretender Chefredakteur von Süddeutsche.de

Lutz Knappmann: Stellvertretender Chefredakteur von Süddeutsche.de

Crossmedia bei der Süddeutschen Zeitung

Wenn man Lutz Knappmann zuhört, hat man das Gefühl, bei der Süddeutsche Zeitung hat man sich eine schöne, funktionierende Crossmediale-Kultur geschaffen. Vieles scheint dort im Alltag umgesetzt zu werden, was den Namen crossmedial verdient, selbst wenn noch Luft nach oben ist. Dabei meine ich drei Faktoren ausgemacht zu haben, die dort die gute Zusammenarbeit ausmachen.

1. Die Nähe

Nähe ist hier erstmal ganz trivial als räumliche Nähe gemeint. Sport-Online sitzt bei Sport-Print. Wirtschaft-Print bei Wirtschaft-Online usw. Räumliche Nähe schafft aber zwangsläufig auch menschliche Nähe, Austausch und auch die Basis, um sich für die Arbeit des Anderen zu begeistern. Bei der Süddeutschen soll das so gut klappen, dass klassische Printredakteure Content extra für die Homepage schaffen. Wenn Onliner Video- oder Bildreportagen für die Homepage gestalten, arbeiten sie diese auch für die Druckausgabe auf.

2. Das Vertrauen

Vertrauen heißt hier, dass man gemeinsam die Grundwerte und Ansprüche des Kernprodukts vertritt. Printredakteure vertrauen Onlinejournalisten, dass diese die gleichen journalistischen Ansprüche haben. Das scheint nicht selbstverständlich zu sein. Dazu beigetragen hat auch eine Kontrollinstanz, die Onlinebeiträge abnimmt, auf Stil, Interpunktion und Rechtschreibung prüft. Hier sind wir erneut bei einem gemeinsamen Markenbewusstsein. Gemeinsam eine Marke sein.

3. Das Belohnungsprinzip

Online macht Lust, weil es uns so unmittelbar Feedback gibt. Auf wie viel Interesse ein Artikel gestoßen ist, wird eindeutig klar.  Im Extremfall durch Likes in sozialen Netzwerken, aber auch durch Abrufe auf der Homepage. Das kann auch für einen Printjournalisten befriedigend sein, wenn der eigene Artikel im Netz gut oder sogar überdurchschnittlich gut funktioniert. Damit wird der Onlinebereich, auch zu einem wichtigen Barometer für die Printausgabe. Welches Thema hat gestern besonders auf der Homepage gezogen? Sollte das nicht auch in die Druckausgabe bzw. sollten wir da nicht noch länger dran bleiben? So werden Themen auch von der Onlineredaktion in die morgendliche, große Konferenz eingebracht. Damit wird die Onlineredaktion mündig, als wichtiges Kommunikationsinstrument zum Leser und als Themeneinbringer und Themensetzer. Eine Kultur die auch bei der Süddeutschen wachsen musste und noch wächst.

Kopfrauschen

Ich wage in der zweiten Woche eine steile These: Crossmedia funktioniert nur da, wo es diese Nähe gibt! Nähe bedeutet wechselseitiges Interesse, sich öffnen und den Anderen verstehen wollen. So eine Kultur kommt nicht von ganz allein, daran muss man arbeiten. Ich lass mich aber gern eines besseren belehren und wäre sogar glücklich, wenn es ein Rezept gäbe, wie man Verbundenheit, ohne räumliche Nähe erschaffen kann.