Eine große Bremse für crossmediales Arbeiten ist das Gerangel um Kompetenzen. Ist Radio oder Fernsehen jetzt wichtiger? Print oder Online? Aber ist das wirklich ein crossmediales Problem?
Nein. Denn Konkurrenz gab es schon immer. Zwischen Musikredaktionen und Wortredaktionen. Sport und Wirtschaft. Primetime und Drivetime. Und das sind nur ein paar Beispiele. Wie also den Schlamassel umgehen?
Gemeinsam eine Marke
Indem wir uns als gemeinsame Marke verstehen und als gemeinsame Marke positionieren. Coca-Cola trinken wir ja auch nicht nur, weil das Kernprodukt – braunes Wasser mit Koffein, Aromastoffen und Zucker – so verdammt gut ist, sondern weil Coca-Cola sexy ist, weil wir es in unseren Köpfen verankert haben und weil wir gelernt haben, dass das Zeug so schmecken soll und nicht wie Afri-, Fritz- oder Wer-weiß-welche-Marke-sonst-Cola.
Weil die Marke auch was über den Konsumenten aussagt, trinkt der Hipster in Hamburg auf der Schanze eben keine Cola, sondern Club Mate zu seinen Wildlederschuhen und Undercut.
Eine riesige Chance
Marken entstehen also nicht im Kernprodukt, sondern vor allem um es herum. Social-Media-Kanäle und das Netz im Allgemeinen geben uns eine gigantische Plattform, um uns zu vermarkten. Da können Zeitungen mit ihren Auflagen nur traurig gucken. Und das Schöne: Es ist erst einmal fast kostenlos. Wie blöd wäre es, das nicht zu nutzen?
Vermutlich wäre crossmediales Arbeiten also deutlich einfacher, würden wir aufhören, eine Zeitung zu sein, ein Radio, ein Fernsehsender, sondern einfach eine verdammt attraktive Marke – egal wo und wie!
Online first?
Daran schließt sich die Frage an, ob Dogmen wie „Online first“ überhaupt Sinn machen. Beschränkt uns das nicht wieder unnötig? Warum nicht die Information zuerst dort geben, wo man sie zuerst liefern kann? Entspricht das nicht viel mehr unserem journalistischen Jagdtrieb, die Ersten sein zu wollen?
Dazu fällt mir eine kleine Anekdote ein. Sandra Peters, Onlinerin und zuständig für Crossmedia bei der Aktuellen Stunde, hat mir am Freitag von einem Autor erzählt, der zwar keine richtige Vorstellung von Twitter hat, außer dass es wahnsinnig schnell ist und deswegen ganz versessen darauf ist, seine Themen auch zu twittern.
Da ist es wieder: Das Raubtier! Die Rampensau in uns! Gut, wenn es hilft!