Ein spannender Ansatz, den YOU FM Wellenchef Jan Vorderwülbecke da vertritt. Crossmedia sei nichts als ein altes Problem in neuem Gewand: die Angst der Medien und Journalisten vor Neuem.
Ein menschliches Problem
Die Angst vor Neuem, dem Ungewissen, ist vermutlich so alt wie die Menschheitsgeschichte, und wenn man ehrlich ist, kein Problem von Journalisten, sondern vom Menschen im Allgemeinen. Wir haben Angst vor Veränderungen, weil uns keiner sagen kann, wohin die Reise geht, wo sie endet und was sie mit uns macht.
Schon Video killed the Radio Star
Gebt’s ruhig zu, Radiomacher: MTV hat euch Angst gemacht! Heute immer noch? Nee, oder? Stimmt, jetzt sind die Alpträume Spotify und Co. Aber es gibt natürlich einen gehörigen Unterschied zu Crossmedia: MTV war ein Konkurrenzprodukt, aber es hat nicht den Job selbst verändert, es hat ihn höchstens gefährdet. Das ist im Zeitalter der Digitalisierung natürlich anders, weil sie andere Herausforderungen an uns stellt.
Wenn traditionelle Strukturen durcheinander geraten
Über Angst im Journalismus hat auch schon Dennis Horn bei „Was mit Medien“ geschrieben. Für den Artikel „Habt keine Angst“ hat er mit der Kölner Supervisorin Kirsten Annette Vogel vom TOP.IfM Institut für Supervision gesprochen:
“Wenn ich etwas tun muss, das nicht meine eigene Domäne ist, lehne ich das ab. Das ist eine völlig normale Reaktion. Journalisten, die es bisher gewohnt waren, nur ihre Artikel zu schreiben oder O-Töne zu schneiden, müssen nun zusätzlich das Internet mit ihren Inhalten bestücken. Das kann auch frustrieren.” (Kirsten Annette Vogel)
Daran knüpfen natürlich auch existentielle Ängste an. Denn wenn Crossmedia Synergien schaffen muss, um zu funktionieren, bedeutet das natürlich auch, dass wir vielleicht an unserem eigenen Stuhlbein sägen. Dass wir uns selbst überflüssig machen, wenn plötzlich Radio, TV und Print so gut zusammenarbeiten, dass einzelne Reporter überflüssig werden.
Neues birgt aber auch Chancen
Andererseits: Wäre das Leben nicht auch furchtbar langweilig, wenn immer alles gleich bleibt? Wenn wir immer wüssten was passiert? Oder, um das Bild mal weg von der Angst hin zu einem anderen großen Menschheitsthema zu bringen: Wie wahnsinnig schön ist es doch, frisch verliebt zu sein, wenn alles neu und aufregend und ungewiss ist!
Neues birgt auch Chancen, und damit schließen wir den Kreis wieder zu Jan Vorderwülbecke, der keine multimedialen Maschinen bei YOU FM fordert, sondern sich auch starke individuelle Kompetenz wünscht. Bei YOU FM gibt es deswegen die Crossmedia-Redaktion mit zwei glücklichen Redakteuren, deren Stellen es vor ein paar Jahren noch nicht gegeben hätte.